Trauma- und Psychotherapie
Viele Menschen haben Angst vor einer (Trauma-)Therapie, weil sie denken, dass sie die erlebten Schmerzen und Schrecken nicht noch einmal erleben und bewältigen können. Das ist eine irrige Überzeugung mit schweren Folgen.
Denn – die Zeit heilt keine Wunden! Alle erfahrenen seelischen und körperlichen Verletzungen sind in den Zellen unseres Körper gespeichert und die daraus entstandenen Gefühle von Vergeblichkeit, Hilflosigkeit und Wertlosigkeit bestimmen oft folgenschwer unser alltägliches Leben und unsere Beziehungen. Sie schneiden uns ab von unserem gesunden Erleben von uns selbst als unverbrüchlicher Wert schlechthin. Und sie trennen uns unbewusst von den anderen Menschen und dem Leben in seiner Fülle und Tiefe.
Unser Leben setzt sich aus einer Aneinanderreihung von Ereignissen zusammen, von denen wir nur einen kleinsten Teil (4%) bewusst wahrnehmen, weil sie so alltäglich sind und so schnell ablaufen. Der Rest spielt sich unbewusst ab.
Trauma-Ursachen
Zu den Ereignissen, die unser Leben von einer Sekunde zur anderen verändern können, gehören traumatische Ereignisse. Sie sind tiefgreifende Geschehnisse, die plötzlich und unerwartet in unser Leben treten. (Schocktrauma wie z.B. Unfälle, Naturkatastrophen, Vergewaltigung usw.).
Meistens aber sind Traumata eher schleichende und zermürbende Erfahrungen aus der Kindheit (Entwicklungstrauma). Denn auch sich wiederholende Umgangsweisen im Erziehungsprozess eines Kindes, wie z.B. Nicht-gewollt-sein, Vernachlässigung, emotionale Kälte oder Beziehungslosigkeit, Gängelung, Entwertung, krasse Überforderung oder Unterforderung, Ausgestoßen werden, cholerischer Umgang, anhaltende Angst, häusliche Gewalt und viele andere zerstörerischen Einflüsse können zu Traumatisierungen führen.
Trauma-Folgen
All diesen Erfahrungen ist gemein, dass wir uns durch sie von uns selbst, den anderen und vom Leben an sich abschneiden lassen. Wir lassen uns von ihnen auf die Basisbedürfnisse des Lebens zurückwerfen, wie z.B. der Suche nach Sicherheit, und machen uns abhängig und unfrei.
Viele Menschen wissen auch gar nicht, dass sie traumatisiert sind. Sie haben Ängste, Ärger, Schlafstörungen, kommen in ihrem Leben nicht vom Fleck, finden ihren Beruf nicht, fühlen sich innerlich leer und unbefriedigt, haben somatische Probleme, Familienprobleme, Beziehungsprobleme und vieles andere und können sich ihre Probleme und Symptome nicht erklären.
Je nachdem, welcher Erlebenisbereich in einem Menschen traumatisiert wird, entstehen verschiedene seelische Störungen und Krankheiten. Hier einige Beispiele:
- Neurosen können entstehen, wenn Traumata die Betroffenen in ihrem Versuch zerstören, die Macht der Liebe zu erlernen. Dies führt zum Erleben unauflösbarer Ohnmacht gegenüber anderen Menschen.
- Angststörungen entstehen in der Kindheit durch Traumatisierungen, die die Erlebnisfähigkeit von Kindern zerstören, geliebt zu sein.
- Depressionen dagegen entstehen in Kindern durch Traumatisierungen, die ihre Fähigkeit zerstören, sich in der eigenen Liebe, die sie anderen entgegenbringen, als Wert zu fühlen.
- Hysterische Erlebensformen und hysterisches Agieren stammen aus Traumatisierungen von Kindern, in denen sie den Glauben an ihre eigenen Liebesempfindungen verlieren.
- Wenn das Genießen, d.h. das Erleben von Erfüllung durch Traumata zerstört wird, suchen die Betroffenen die Traumaauflösung in Rauschzuständen und können so suchtkrank werden.
- Wenn Traumata Kinder im Erleben menschlicher Gemeinsamkeit zerstören, erleiden diese nach dem Muster von „alles oder nichts“ die ständige Unsicherheit, ob sie gerade zu ihrer Gemeinschaft dazugehören oder nicht. Aus dieser existentiellen Risikosituation resultieren exzessive Körperspannungen und können so zu psychosomatischen Erkrankungen führen.
- Zwanghaftigkeit entsteht, wenn Traumatisierungen Kindern die Möglichkeit des Erlebens von Erfolg zerstören.
Trauma-Therapie
Traumatische Erfahrungen gehören aber nun mal zum menschlichen Leben, sie sind Teil der menschlichen Lebensbedingungen. Diese Tatsache anzuerkennen ist ein wichtiger Schritt in ihrer Bewältigung. Ein weiterer Schritt ist, traumatische Erfahrungen als einzigartige Chance zu erkennen, um eben durch ihre Bewältigung das eigene Potential zur Entfaltung zu bringen, d.h. sich selbst als unzerstörbaren Wert, als eine Person mit vielen Gaben, als Reichtum für sich und die Welt zu erfahren. So sehe ich ein Trauma eher als Chance als als Missgeschick an, zumindest wenn die Möglichkeit besteht, diese Erfahrungen zu verarbeiten und zu integrieren.
Ziel jeder Traumatherapie sollte sein, dass die Traumatisierten sich wieder auf ihre eigenen Empfindungen besinnen, ihre eigene Liebesfähigkeit wiederentdecken und somit fähig werden, das ursprüngliche traumatische Erleben mit seiner Entwertung erlebnismäßig zu durchleben, aufzuarbeiten und schließlich zu integrieren. Das geschieht am einfachsten über den Körper.
Traumatische Reaktionen sind nämlich Teil eines hochintelligenten psychosomatischen Selbstschutzsystems. Wenn wir unserem Körper in seinem vielseitigen Ausdruck mit unserer Aufmerksamkeit folgen und der eigenen Seele in ihrer Weisheit vertrauen, können wir jedes Trauma auflösen. Übergibt man der Seele des Klienten ganz die Führung des Prozesses, übernimmt sie mit der ihr innewohnenden Fähigkeit intensive Emotionen und Prozesse in „mundgerechte“ Stücke zu zergliedern, zu dosieren und zu regulieren, die Heilung selbst „in die Hand“. Die Aufgabe des Therapeuten besteht hier vorwiegend in der Begleitung des Prozesses und der Unterstützung des Klienten.
Darauf basiert der Burning-Prozess.
Wichtig zu wissen ist noch, dass Therapie – selbst, wenn sie vielleicht oft so eingeschätzt wird, nicht nur anstrengend ist. Therapie ist berührend, humorvoll und absolut bereichernd – sowohl für den Klienten als auch für den Therapeuten. Obwohl es manchmal schmerzhaft ist, erwartet einen hinter jedem Schmerz Glück und Freude und es eröffnen sich neue Wege und Möglichkeiten, die das Leben auf ganz neue Art und Weise bereichern. Die Traumaauflösung befähigt einen sein Leben genau so zu leben wie es für einen stimmig und beglückend ist.